OTIF – Hinter den Kulissen: Es geht nicht nur um Zahlen!

Wie messen Sie Ihre Liefertreue OTIF (On-Time In-Full) gegenüber Ihren Kunden? Verlassen Sie sich auf externe Daten oder machen Sie die „mühsame Arbeit“, um Ihre Kennzahlen unvoreingenommen, relevant und genau zu halten? Die OTIF-Kennzahl gehört zu den Leistungskennzahlen, die auf den ersten Blick einfach nachzuvollziehen sind. Doch sobald man mit der Umsetzung beginnen, sieht man die eigentliche Herausforderung. Wie Sie verstehen werden, ist die OTIF-Kennzahl nicht einfach eine Zahl, die man ohne weitere Überlegungen als Ziel festlegt. Jedes Unternehmen hat andere Standards und muss sich daher andere Ziele setzen.

Nehmen wir Walmart als Beispiel: die Festlegung unrealistischer Ziele wird das Problem nicht lösen. Deshalb reduzierte Walmart 2024 die Anforderungen an den Lieferanten von 98% OTIF auf 90% On-time und 95% In-full Lieferung.[1] Dies ist eine wesentliche Reduktion der Leistungsanforderungen. Aber abgesehen von der Festlegung eines mit der Strategie übereinstimmenden und realistischen Ziels, was sind die Herausforderungen in der Implementierung?

Das erste große Hindernis ist die Datenverfügbarkeit. Hat man die benötigten Daten? Werden diese Daten überprüft und kontrolliert? Wer stellt diese Daten zur Verfügung? Es ist von entscheidender Bedeutung, dass man sich intern über die „Quelle der Wahrheit“ abstimmt und die Kennzahlberechnungen auf diese stützt. Andernfalls sind die Ergebnisse nicht aussagekräftig. Auch müssen vor der Einführung der OTIF-Kennzahl alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für diese Umstellung geschult werden. Es ist von entscheidender Bedeutung zu verstehen, welche Auswirkungen falsche Daten auf die Leistung der OTIF-Kennzahl haben würden. Mit anderen Worten: Ursprungsdaten für Kennzahlen müssen als „mit Vorsicht zu behandeln“ gekennzeichnet werden.

Während der Umsetzung wird man die Wichtigkeit klarer Kommunikation verstehen. Man wird erkennen, dass es bei der Umsetzung von Kennzahlen nicht nur darum geht, die richtigen Zahlen zu haben. Es geht auch um den richtigen Informationsfluss, die richtige Zusammenarbeit und das richtige funktionsübergreifende Team. Man muss darauf vorbereitet sein, auf Fehler und Probleme zu reagieren – auch zu einem späteren Zeitpunkt und möglicherweise während der Auswertung der ersten Daten.

Es geht nicht um eine Kennzahl am Ende des Monats. Es geht um das Erkennen von Engpässen und Schwachstellen in der gesamten Lieferkette und Ansätze für Verbesserungen. Die richtige Auswertung vorausgesetzt, erhält man wertvolle Erkenntnisse über die Liefertreue des Unternehmens.

Die Erkenntnisse aus einer OTIF-Implementierung gehen über das Erreichen pünktlicher und vollständiger Lieferungen hinaus. Man verändert die Kultur eines Unternehmens, um agiler, anpassungsfähiger und kundenorientierter zu werden. Dies unterstützt den langfristigen Erfolg und die Wettbewerbsfähigkeit am Markt. Wenn man nicht weiß, wie gut man ist, wie kann man sich dann mit den Mitbewerbern vergleichen?

Quelle:
[1] S. Banker, Forbes, 2024. Walmart lowers its shipping requirements but suppliers still struggle. [Aufgerufen: 04 April 2024].