Cyberkriminalität in der Supply Chain – Was Unternehmen jetzt wissen müssen

Cyberkriminalität in der Supply Chain – Was Unternehmen jetzt wissen müssen

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Cyberkriminalität ist längst ein Supply Chain Thema

Cyberangriffe betreffen heute nicht mehr nur die IT-Abteilung. Sie greifen direkt in operative Prozesse ein und gefährden die Stabilität ganzer Supply Chains. Mit zunehmender digitaler Vernetzung, enger Integration von externen Partnern und globalen Netzwerken steigt die Angriffsfläche. Ein einziger Hackerangriff kann die Produktionsplanung lahmlegen, Lieferungen verzögern und Kundenbeziehungen nachhaltig schädigen.
Die Botschaft ist klar:
Cybersecurity ist längst ein entscheidender Wettbewerbsfaktor in der Supply Chain.

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Bedrohungslage

Die Zahlen sprechen für sich: Zwischen 2021 und 2023 haben sich Supply Chain Angriffe mehr als vervierfacht.[1] Besonders betroffen ist die Industrie, deren eng verzahnte Wertschöpfungsnetzwerke ein ideales Ziel für Cyberkriminelle darstellen.

Neue gesetzliche Vorgaben wie die EU-Richtlinie NIS2 verschärfen zusätzlich die Anforderungen: Unternehmen haften künftig auch für Cyber-Schwachstellen ihrer Zulieferer.[2]

Die Dimension der Bedrohung lässt sich in drei Kernzahlen zusammenfassen:

  • +300% Supply Cain Angriffe in nur drei Jahren [1]
  • >80% der Unternehmen waren bereits durch Drittparteien betroffen [3]
  • Nur 25% bewerten systematisch Risiken in ihrer Supply Chain [4]

Damit wird klar: Cyberkriminalität ist längst ein flächendeckendes Risiko, das viele Unternehmen noch unterschätzen.

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Praxisbeispiele

Zwei prominente Fälle zeigen, dass Cyberangriffe reale und massive Folgen:

  • Maersk (2017): Ein Ransomware Angriff legte die globale Logistik für Wochen lahm. Der Schaden: über 200 Mio. USD.[5]
  • Colonial Pipeline (2021): Durch einen Cyberangriff kam es zu Treibstoffengpässen in den USA – Panikkäufe an Tankstellen waren die Folge.[6]

Diese Beispiele machen deutlich: Cyberkriminalität ist kein isoliertes IT-Problem, sondern trifft direkt das Herzstück der Supply Chain. Wenn Logistiknetzwerke stillstehen oder kritische Infrastrukturen wie Energieversorgung ausfallen, geraten Produktionspläne ins Stocken, Materialflüsse reißen ab und ganze Wertschöpfungsketten kommen zum Erliegen. Damit wird klar: Cyberangriffe gefährden nicht nur Daten, sondern unmittelbar die Lieferfähigkeit und Produktionssicherheit von Unternehmen.

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Was das mit Supply-Chain-Strategie zu tun hat

Die zentrale Frage lautet: Wie lassen sich Cyberrisiken aktiv in die Supply Chain Strategie integrieren? Drei Hebel sind entscheidend:

One Plan
Wenn Cyberrisiken von Anfang an in die integrierte Planung aufgenommen werden, können Unternehmen schneller und gezielter reagieren. Szenarien lassen sich systematisch durchspielen, etwa die Frage, wie die Supply Chain stabil bleibt, wenn ein Transportdienstleister durch einen Cyberangriff ausfällt.

Segmentierung
Da nicht alle Lieferanten gleich wichtig oder gleich riskant sind, sollten Unternehmen ihre Partner differenziert bewerten. Kritische Lieferanten müssen priorisiert werden, damit gezielte Sicherheitsmaßnahmen implementiert und Ressourcen effizient eingesetzt werden .

Inventory & Network
Unternehmen sollten kritische Bestände bewusst absichern, um Versorgungslücken im Ernstfall zu vermeiden. Netzwerksimulationen helfen diese Bestände optimal zu platzieren. Gleichzeitig ist es entscheidend, die Netzwerkstruktur regelmäßig zu überprüfen: Einseitige Abhängigkeiten wie Single Sourcing erhöhen das Risiko, während Alternativen wie Dual Sourcing oder Nearshoring die Resilienz stärken.

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Handlungsempfehlungen

Um die Cyber Resilienz in der Supply Chain systematisch zu stärken, sind folgende Schritte zentral:

  • Drittparteien regelmäßig und automatisiert prüfen
  • Lieferantenrisiken segmentieren und klassifizieren
  • Cyberrisiken in den One Plan integrieren
  • Gezielte Sicherheits-Puffer für kritische Teile halten
  • Governance Strukturen überprüfen (klare Rollen, Verantwortlichkeiten, Eskalationswege)
  • Mitarbeiter sensibilisieren und schulen – Awareness ist ein zentraler Baustein
  • Gesicherte Kommunikationsplattformen einsetzen statt ungeschützter E-Mails

Darüber hinaus sollten Cyberkriminalität-Risiken regelmäßig im Sales & Operations Planning Prozess (S&OP) gemessen und als KPI überprüft werden. So wird Cybersecurity vom IT-Problem zum festen Bestandteil des Supply-Chain-Managements.

Abbildung 1: Strategische -, taktische – und operative Handlungsempfehlungen

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Fazit

Cyberkriminalität ist ein strategisches Supply Chain Risiko mit realwirtschaftlichen Folgen. Wer es schafft, Cyber Resilienz als Teil seiner Supply Chain Strategie zu verankern, sichert nicht nur Daten, sondern auch Lieferfähigkeit und Reputation.

Der Beratungsansatz ist klar: integrieren, priorisieren, absichern – statt nur reagieren.
Unternehmen, die Cyberrisiken als festen Bestandteil ihrer Supply Chain Planung etablieren, gewinnen nicht nur Sicherheit, sondern auch einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil.

 

 

Quellen:
[1] Cyberint, 2024: The Weak Link: Recent Supply Chain Attacks Examined [Aufgerufen: 28 September 2025].
[2] Die Presse, 2025: Haftung für Cyberrisiken [Aufgerufen: 28 September 2025].
[3] BlueVoyant, 2024: New Report from BlueVoyant Shows Progress in Third-Party Cyber Risk Management, But Breaches Persist [Aufgerufen: 28 September 2025].
[4] Next Education Group, 2024: Has the Focus on Supply Chain Resilience Waned? [Aufgerufen: 28 September 2025].
[5] Wired, 2018: The Untold Story of NotPetya, the Most Devastating Cyberattack in History ? [Aufgerufen: 28 September 2025].
[6] Forbes, 2021: Colonial Pipeline Restarts Operations After Hack, But Fuel Shortages Will Linger [Aufgerufen: 28 September 2025].

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Weitere Insights

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2560 1438 Arne Siebott
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